Nachdem hier offensichtlich gerade Sportwochen ausgebrochen sind, kann ich das Großereignis dieses Wochenendes natürlich auch nicht unbeachtet lassen. Der Vienna City Marathon hat heute nicht nur den Verkehr lahm gelegt, sondern auch 30.000 Menschen dazu gebracht, in aller Herrgottsfrüh aufzustehen und zum Start bei der Reichsbrücke zu fahren. Also 30.001, weil ich war ja auch dabei.
Im Gegensatz zu einem lieben Kollegen, den ich zwar im Getümmel nicht gesehen habe, der aber zumindest vor hatte mitzulaufen, war ich ja eher auf der gemütlichen Seite unterwegs und verfolgte das alles vom Straßenrand.
Und da wurde ich Fan von einem Ding, von dem ich bisher nichts gehört hatte: Dem Schlusswagen. Der Schlusswagen – das hab ich heute Nacht auf der Website des VCM gelernt – fährt in einer konstant niedrigen Geschwindigkeit die Strecke ab und bildet sozusagen das Ende des Feldes. Fällt ein Läufer oder eine Läuferin hinter den Schlusswagen zurück, dann hat sie insofern Pech gehabt, als hinter dem relativ sofort alle Straßensperren aufgehoben werden und man sich somit augenblicklich an die Straßenverkehrsordnung halten muss.
Wird man also vom Schlusswagen überholt, muss man also bei jeder Ampel warten bis es grün wird, muss runter von der Straße auf den Gehsteig,… Da geht dann nichts mehr von wegen das Feld von hinten aufrollen oder so. Entsprechend dramatische Szenen hatte ich mir erwartet.
Der Schlusswagen fährt allerdings tatsächlich derart langsam, dass ich ihn erstens nur einmal kurz zu Gesicht bekommen hab (und da waren scheinbar noch alle in Top-Verfassung und sind dem ziemlich locker davongelaufen), und zweitens das Gefühl hatte, dem kann man mit ein bisschen gutem Willen auch davongehen. Ein eigenes Spiel im Spiel daher auch das herzhafte Anfeuern des Schlusswagens: “Wos is oida? Zah on!” – Ich möcht da ja nicht drin sitzen.
Danke der verwinkelten Streckenführung schafft man es zu Fuß auf direktem Weg ja locker, schneller im Ziel zu sein als die LäuferInnen. Und Zieleinläufe von Laufveranstaltungen kann ich ja sowieso nur empfehlen. Ich war letztes Jahr schon bei dem vom Wiener Frauenlauf, da ist dann immer herrliche und ganz gelöste Stimmung. Alles voller Heldinnen.
Sehr schön wars. Aber zwei Anregungen an die Veranstalter hätte ich:
1. Es ist schön, auch junge Menschen zum Sport zu bringen (hab ich das eben gesagt?), und es ist wichtig, Sponsoren zu finden. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die 15-jährigen, spätpubertären Mädchen vom tele.ring-Staffellauf mit ihrer “Weg mit dem Speck”-Startnummer wohl gefühlt haben. Ausgesehen haben sie nicht so.
2. Es kommt etwas komisch, wenn man bei der Musik im Zielbereich – nach Robbie Williams, Duffy und Also sprach Zarathustra – genau in dem Moment Rose Laurens “Africa” spielt, in dem fünf Kenianer in Folge durchs Ziel laufen. Und wenn schon, dann hätt ich auch gern irgendein Karpaten-Lied gehört, als die Rumänin als beste Frau das Ziel erreicht hat.