by
on
under
tagged , ,
Permalink

Schwierig, ganz schwierig: Natascha Kampusch trifft

Ganz ehrlich? Ich hätte mir gewünscht, die um sich gehenden Gerüchte, die von Puls4 angekündigte Natascha Kampusch-Show wäre still und leise und vor allem noch vor der ersten Ausgabe abgesetzt worden, wären wahr gewesen. Sieht aber nicht so aus. Inzwischen gibt es erste Trailer zur Show, und die versprechen den Start am 1. Juni.

Natascha Kampusch @ PULS4

Wir sind also eingeladen, dabei zu sein, wenn Natascha Kampusch auf “Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur, Musik und Literatur, Wissenschaft und Politik” trifft. Wie schön. Puls4 wird das also tatsächlich durchziehen. Und ganz egal, was man davon auch halten mag: Natascha Kampusch ist irgendwie sakrosankt.

Natürlich könnte man sich fragen, was genau sie jetzt als Moderatorin qualifizieren soll. Aber die wohl natürliche Reaktion darauf lautet: “Diese Frau hat genug Schlimmes durchgemacht. Wenn sie unbedingt moderieren will, bitte kann ihr nicht wenigstens der Wunsch erfüllt werden?”

Einerseits ja, klar. Kann er. Sie will ja nicht als Neurochirurgin im AKH anheuern. Soll sie doch talken wie sie will. Sehr viel schlechter als so manche andere Kollegen und KollegInnen (und ich nenne hier jetzt mit voller Absicht weder Namen noch Fernsehsender) wird sie wohl nicht sein.

Aber andererseits: Diese Frau hat eben schon genug Schlimmes durchgemacht. Eigentlich sollte man ihr eine schnelle Karriere als Privat-TV-Strohfeuer ersparen. Das hat schon andere, nicht vor-traumatisierte Menschen ziemlich weit runtergezogen. Und wen bitte soll Natascha Kampusch in dieser Show treffen, der oder die mehr interessiert als sie? Außer Mitgliedern der Familie Fritzl – und das ist jetzt nicht mal als geschmackloser Witz gemeint, sondern ganz im ernst – kann ich mir da jetzt wirklich niemanden vorstellen.

Vermutlich steckt sogar wirklich irgendwie die Idee dahinter, dass sich die Geschichte Kampusch irgendwann ablutscht und dann die Moderatorin überbleibt. Aber Achtung, in dem Moment stellt sich dann eben doch wieder die böse Frage: Was genau gibt Anlass zur Annahme, sie könnte das irgendwie besser als irgendwer anders?

Dass sie das unbedingt machen will: Klar, warum nicht. Dass sie sich nicht heimlich irgendwohin zurückziehen will: Wieso sollte sie? Dass sie sich im Zuge der Fritzl-Tragödie zu Wort gemeldet hat: Mehr als vernünftig. Natürlich hatte sie dazu etwas zu sagen. Bitte wer, wenn nicht sie?

Ob ihr das gut tut? Das kommt dann eben sehr darauf an, wie ehrlich die Leute rund um sie mit ihr sind. Jetzt, aber auch wenn “Natascha Kampusch trifft” dann läuft. Vielleicht ist sie ja gut, keine Ahnung. Vielleicht traut sich aber einfach auch niemand sagen: Du Natascha, das wird nix. Weil jetzt hat man das schon angekündigt, und überhaupt,… Aber dem oder der sei dann schon mal jetzt präventiv hinter die Ohren geschrieben, dass sich das unter vier Augen für alle Beteiligten leichter sagt, als wenn die Show einmal gestartet ist und alle zuhören.

Das ist schwierig. Ganz, ganz schwierig.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.