Ein bisschen kam es wie es kommen musste. Die einen jubelten, die anderen waren enttäuscht, es flogen ein bisschen die Fetzen. Als letzten Freitag Kroatien gegen die Türkei um den Einzug ins EM-Halbfinale spielte, schaute Medien-Österreich auf den Yppenplatz. Ganz Medien-Österreich? Nein, ein guter Teil schaute nicht auf, sondern am Yppenplatz. Und machte den zu Wiens ausländerfreisten Fanzone.
Nicht zuletzt wohl angelockt von Florian Klenks Falter-Artikel “Teufelstanz im Gumminebel“, den ich hier gar nicht weiter kommentieren will (vielleicht wächst ja irgendwann der Mantel des peinlichen Schweigens drüber), versammelte sich vor dem Café International, kurz CI, eine kleine Schar an Gentrifikation-Zuwanderern und Binnen-Stadt-Touristen. Man bildete eine mächtige Pufferzone zwischen Kroaten zur einen und Türken zur anderen Seite. Und man machte gute Miene zum über weite Strecken faden Spiel, dass – solange es dauerte – zumindest hier auch noch ganz ohne Teufelstanz und Gumminebel auskommen musste.
Es wurde mehr oder weniger uninteressiert in Richtung eines ordinären, kleinen Flachbildschirms gestarrt, der mit gleich drei Schwachstellen daherkam:
Erstens: Normaler (also leiser) Fernsehton sorgte dafür, dass fachunkundiges Publikum (wie ich) von jeder Insiderinformation abgeschnitten hilflos auf den Bildschirm starrte, ohne auch nur eine kleine Chance zu haben, sagen zu können, wer da jetzt die überlegene Mannschaft war.
Zweitens: Eine etwas seltsam konfigurierte 16:9 auf 4:3 Umwandlung oder sowas in der Art verschob sowohl Spielstand als auch Spielzeit ins unsichtbare linke obere Feld, es konnte einem also nur der Blick auf die eigene Armbanduhr und eine kleine Kopfrechenaufgabe (ungefähr) erkenntlich machen, wie lange das Spiel noch geht. Das wurde vor allem in der Verlängerung ein echtes Problem. Schnell mal probieren: Wenn das Spiel um 20.45 beginnt, wann endet dann wohl die erste Halbzeit der Verlängerung, hm? Siehste!
Und drittens: So ein Standard-Fernseher ist insofern anfällig für Sabotage-Akte, als er sich mit jeder handelsüblichen Universalfernbedienung ausschalten lässt. Diese Kunstaktion geriet dann aus meiner Sicht auch zum Höhepunkt des Abends. Ein nach wie vor anonymer Scherzbold im Publikum gegen verzweifelte Hände der Barmannschaft, die versuchen, den Infrarot-Empfänger genau in dem Moment anzuschirmen, in dem der Fernseher kurz mal an ist. Ein Kampf der etwa fünf Minuten gedauert hat, nach denen eigentlich niemand wusste, wie es jetzt genau stand. Eingeblendet wars ja nicht, zumindest nicht für uns.
Es siegten schließlich etwa dreizehn Lagen Klebeband und die Türkei. Wer immer noch Lust hatte, konnte sich also von der Mitte aus in Richtung der türkischen Fans bewegen und denen beim inzwischen eh gut dokumentierten Freakout zusehen. Auf der anderen, der kroatischen Seite, flogen inzwischen Flaschen und Fäuste.
Das, und ein paar Nazi-Parolen grölende Deppen waren die wohl nicht so schönen Seiten der Nacht, die ich ja, nachdem ich brav-bobo ein bisschen bei den türkischen Fans mitgefeiert hatte (“Schenkst du mir deine Fahne?” – “Ja, da.”) in der Wohnung eines Anrainer-Freundes verbracht hab, mitten in der inzwischen nicht mehr von Schaulustigen, sondern irgendwann dann von der Polizei gebildeten Pufferzone. Und obwohl dort eigentlich gar nicht recht wer reindurfte, überstanden nicht alle der – zugegeben wirklich dumm geparkten – Autos die Nacht ganz unbeschadet.
Ja, so war das, am Yppenplatz. In Wiens schönster Fanzone. Ein turbulenter Abend, an den ich mich ab einen gewissen Zeitpunkt nur mehr recht wage erinnern kann (mein T-Shirt hab ich bis heute nicht wiedergefunden). Und ganz ehrlich: Solang ich weiß, dass Fans so angefressen sind, wenn sie verlieren, kann ich nicht wirklich genießen wie sie sich freuen, wenn ihre Mannschaft gewinnt. Aber das wird sich am Mittwoch dann zeigen, beim wahrscheinlich letzten Auftritt der Türkei (ich bin jetzt wieder Deutschland-Fan übrigens, für Menschen wie mich, die dauernd auf die falschen Pferde setzen, ist so eine EM ziemlich anstrengend).
Ah ja, und jetzt hätt ich’s fast vergessen, warum ich niemals in der Donau schwimmen werde: Guckst du da.
Riesenfische. Tausend!
Und ich dachte schon, die Fans hätten das Donauwasser nachhaltig … äh … kontaminiert *g*
nachdem die donau ja fließt und kein see ist, und in linz kein spiel war,… das wär mir jetzt wieder eher wurscht. im vergleich zu den biestern. ich mein, ich steh da auf einen wirklich nicht sehr niedrigen brücke, die waren alle,… METERLANG!