Das wär sie also gewesen, die erste Runde der Fußball-Europameisterschaft. Was für ein … ähm … Spaß. Und ich hab tatsächlich von jedem Spiel zumindest irgendwas gesehen. Zum Teil unterwegs, an einer Ampel wartend und auf den Fernseher in einem Ecklokal starrend, zum Teil zuhause, zum Teil aber auch total public. Im wirklich höchst empfehlenswerten FM4 EM-Quartier im WUK (und glaubt mir, ich würde mein Gehalt auch kriegen wenn ich das nicht sag) zum Beispiel, aber auch, weil’s halt viel näher ist, auf der Kaiserwiese vor dem Riesenrad.
Und auch dort, wie bisher überall: Viele nette Menschen. Gut, ein paar sind sicher noch viel netter, wenn sie ein bisschen nüchterner sind. Nachdem praktisch mit dem Schlusspfiff die Bühne der Kaiserwiese von Radio Wien DJs (was es nicht alles gibt) erklommen wird, kann ich mir auch kaum vorstellen, dass da die Stimmung schnell ins Aggressive kippt. Da fahren die 35-jährigen Hooligans dann eher eine Runde Autodrom als dass sie sich die Köpfe einschlagen. Hatte ich heute so den Eindruck.
Über die sportliche Seite wage ich hier jetzt sowieso kein Wort zu verlieren. Obwohl schon erstaunlich ist, mit wieviel Smalltalk-Futter man so nebenbei versorgt wird. Ich glaube wirklich, ich könnte mich über jede Mannschaft sagen wir so fünf Minuten unterhalten bevor auffällt, dass ich vor drei Wochen noch nicht mal gewusst hab, ob die bei der Euro mitspielen.
Eigentlich könnten also alle hochzufrieden sein. Sind sie aber nicht. Weil sie nämlich zu wenig Umsatz machen. Die Fans trinken schlicht und einfach viel zu wenig Alkohol. Die Wiener Gastronomie, die in aller Schizophrenie zum einen um ihre Inneneinrichtung fürchtet, und zum anderen unbedingt drei Jahresumsätze in zwei Wochen machen will, ist völlig aus dem Häuschen. Man hätte in der Fanzone stellenweise 90% weniger Umsatz gemacht als erwartet.
Jetzt war ich zugegebenermaßen noch nicht in der Fanzone am Ring. Aber ich frag mich schon, was die sich dort erwartet haben. Ein bisschen hat sich die Panik ja schon abgezeichnet, also die Wirte schon zum Start um ihr Geschäft gebangt haben, weil für den ersten Tag Regen vorausgesagt war. Also meine lieben: Diese Veranstaltung dauert drei Wochen. Wenn da ein Regentag mehr oder weniger übers finanzielle Überleben entscheidet, dann bitte schnell zurück in die Berufsschule und nochmal lernen, wie man etwas ordentlich Durchkalkuliert.
Ganz abgesehen davon, will ich nie wieder in einem Land mit geschätzten 300.000 chronischen Alkoholkranken Klagen darüber hören, dass zu wenig Bier getrunken wird. Den Erfolg so einer Veranstaltung in einer Wieviele-Wirte-werden-Reich-Skala messen zu wollen ist wirklich extremst bescheuert.
Guter Lobbyismus zeichnet sich ja dadurch aus dass man dass man damit anfängt und schon laut schreit und interveniert, wenn auch noch gar nicht viel passiert ist. Und jammern kann man in Wien ja sehr gut.
Am Ring hat gestern vor dem Deutschland-Kroatien Spiel ein DJ ziemlich House-lastig aufgelegt – das hat nicht wirklich zu den Fangesängen gepasst.
den ring hab ich bisher ja gemieden. man hört nichts gutes. prater hingegen kann ich schon empfehlen. nicht ganz soviel marketing-bombast. also, abgesehen von den zwei zeppelinen und den riesentransparenten und der kronenzeitung-vidi-wall.
ich muss mir ja für montag noch ein hübsches plätzchen suchen…