Hm, welchen hätte es denn eigentlich treffen sollen?
Aber ganz abgesehen von der etwas verunglückten Headline: Gefährlicher fürs Gegenüber blieben am Ende doch die echten.
Die legten sich vergangene Nacht nämlich gleich auf mehreren Autobahn-Parkplätzen rund um Wien auf die Lauer, um dort eine Bande zu Schnappen, die sich die letzten Monate über als Polizisten ausgegeben hatte und dann bei fingierten Verkehrskontrollen ihre Opfer ausgeraubt hatten. Als Tarnung diente den echten Beamten gestern ein “Fahrzeug mit ausländischem Kennzeichen” (so deutlich hat die österreichische Polizei wohl noch nie gemacht, dass Ausländer/-innen nicht nur in der Täter-, sondern eben auch in der Opfer-Statistik eine besondere Stellung finden).
Die Falle schnappt zu, tatsächlich werden die Lockvögel kontrolliert. Die Falschen bemerken, dass die Echten die Echten sind und werden nervös. Die Echten fühlen sich bedroht. “Der eine Beamte hat daraufhin zum eigenen Schutz sofort seine Waffe gezogen, sich als Polizist lautstark zu erkennen gegeben, nachdem der eine tatverdächtige aber nicht abgelassen hat von ihm, hat er den ersten Schuss abgefeuert”, so erklärte der Leiter LKA Niederösterreich heute was passiert war. Am Ende ist einer der Tatverdächtigen tot, die beiden anderen ebenfalls angeschosen. Die Polizisten bleiben scheinbar unverletzt. Die Rede ist von einem vorangegangenen Schuss eines der Verdächtigen, und davon, dass diese versucht hätten, die echten Polizisten zu überfahren.
Malcolm Gladwell hat in seinem Buch Blink! ein ganzes Kapitel einem Fall gewidmet, in dem Polizisten – dort auf einen Unschuldigen – geschossen haben. In “Sieben Sekunden in der Bronx” zeigt er sehr schön, in welch minimaler Zeitspanne sich solche Ereignisse und potentiell tödliche Entscheidungen ereignen. Und was für eine wichtige Rolle hier Mimik und Gestik, vor allem aber (auch um diese richtig lesen zu können) der Faktor Zeit für eine am Ende passende Entscheidung spielen.
In den USA sind manche Polizeibezirke als Reaktion auf Probleme mit behaupteten und echten Polizei-Übergriffen dazu übergegangen, PolizistInnen alleine, und nicht mehr zu zweit auf Streife zu schicken. “Ein einzelner Polizeibeamter wird immer versuchen, eine Situation zu verlangsamen, aber wenn Polizeibeamte zu zweit unterwegs sind, beschleunigen sie die Dinge”, meint Gladwell (s.228). Es hätte sich tatsächlich gezeigt, dass Polizisten schwierigen Situationen aus diesem Grund besser alleine begegnen würden.
Völlig zurecht erfahren die betroffenen Beamten jetzt eine besondere Betreuung. Nachdem ich natürlich nicht davon ausgehe, dass irgendjemand mit dem Vorsatz zu diesem Einsatz aufgebrochen ist, dabei jemanden zu erschießen, ist das nicht nur ein jeden ganz persönlich schwer belastendes Ereignis, sondern wohl auch eine insgesamt misslungene Mission.
Die Frage bleibt halt, ob die ganze Art und Weise so eines Einsatzes überhaupt die Möglichkeit geboten hat, dass sie die Polizisten nicht bedroht fühlen würden. Immerhin war dass sie überfallen werden Teil des Planes. Und das ist keine besonders entspannte Situation in der man einen kühlen Kopf bewahrt.
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“Als Tarnung diente den echten Beamten gestern ein “Fahrzeug mit ausländischem Kennzeichen” (so deutlich hat die österreichische Polizei wohl noch nie gemacht, dass Ausländer/-innen nicht nur in der Täter-, sondern eben auch in der Opfer-Statistik eine besondere Stellung finden).”
Sehr scharfsinnig beobachtet!