Er hatte sich nicht angekündigt, plötzlich war er einfach da. Der Entertainment-Super-Saturday. Für alle was dabei. Das Finale von RTLs Deutschland sucht den Superstar, die große Show zum LifeBall vor dem Wiener Rathaus und für die denen das zu poppig oder homosexuell war: Carmen Nebel sagte “Willkommen bei Carmen Nebel“.
Der LifeBall stand die letzten Jahre über ja immer ein bisschen im Schatten des SongContest, der oft am gleichen Tag stattfand. Und zwei große TV-Übertragungen gleichzeitig, geht halt nicht. Wobei, bei Lichte betrachtet hat der ORF das heute sogar geschafft. Carmen Nebel UND LifeBall. Puh.
Das LifeBall-Dings fürs Fernsehen zu moderieren ist natürlich kein leichter Job. Und da passieren zwischendurch dann manchmal komische Dinge. Stars meinen es gut, und machen es schlecht und sagen Sachen wie, dass Homosexuelle die ohne Kondom Sex haben “wirklich alle weggehören”… Naja. Unterm Strich braucht sich das alles aber nicht zu verstecken. Weil es eben auch von einer Fernseh-Übertragung nicht totzukriegen ist. Der Event ist einfach zu gut. Er braucht das Fernsehen nicht, es tut ihm aber auch nicht (sehr) weh.
Und das ist ein Unterschied, der auch das an sich perfekt durchproduzierte Finale von DSDS sehr blass aussehen hat lassen. Das gibts nur wegen des Fernsehens und das existiert nur fürs Fernsehen. Eh schön, aber inzestuös. Und dann halt im Vergleich auch irgendwie so wurscht.
Es geht mir dann nämlich am Ende verhältnismäßig am Arsch vorbei, was Thomas Godoj und Fady Maalouf so gesungen haben. Oder wer gewonnen hat (Thomas natürlich). Was interessiert mich Dieter Bohlen, wenn Gery Keszler sich sein neues “Goldenes Ehrenzeichen für besondere Verdienste um die Republik” auf sein berufsschwuchtel.org-Shirt steckt oder Sharon Stone ihm den Schriftzug dann später mit weißem Lack übersprüht (“Gery Keszler is not a business faggot to me”).
Ich hab mich am Ende dann tatsächlich geärgert, dass ich nicht am Rathausplatz war. Wobei, nach Bombenstimmung hat das alles auch nicht gerade ausgesehen. Nach buntem Spektakel aber allemal. Und ja, manchmal gerät das eigentliche Thema, HIV und AIDS, ein bisschen in den Hintergrund. Aber nein, das lässt die Veranstaltung nicht zu einem sinnentleerten Promi-Auflauf verkommen. Man kommt der Sache dann nämlich doch nicht aus.
Und während RTL einen 20-sekündigen Zuspieler mit Christina Aguilera, die im Rahmen irgendeines anderen Interviews sich halt auch kurz ein bisschen Thomas Godoj auf dem Laptop angesehen hat und dann recht teilnahmslos (warum sollte sie auch) meint “I like him. I like his voice” über eine Werbepause hinweg anteast, rauschen am Red Ribbon-Laufsteg die Promis am Publikum vorbei. Wie schön, dass der Songcontest heuer bisschen später startet.