Den Nationalfeiertag hätte man dieses Jahr mit einen leichten Hang zur Unaufmerksamkeit gerne übersehen können. Immerhin fällt der 26. Oktober auf einen Sonntag. Gut für die Wirtschaft, und die brauchts bekanntlich eh grad dringend.
In Wien wird man aber seit ein paar Jahren ja glücklicherweise durch über die Ringstraße rollende Panzer und weithin sichtbare “Unser Heer”-Türme am Heldenplatz rechtzeitig auf den großen Tag hingewiesen. Warum der Nationalfeiertag so zur Heeres-Leistungsschau mutiert ist bleibt mir ja ein kleines Rätsel. Aber es gab auch dieses Jahr wieder unzählige Papis und Mamis die ihre Kleinen in Panzer, Hubschrauber und Eurofighter steckten und dann ein paar Bilder fürs Familienalbum schossen.
Man bemüht sich seitens der Veranstalter sehr um geschniegelten Chic. Und was das Menschenmateriel nicht hergiebt, richten Schaufensterpuppen. Ordentlich und adrett präsentiert sich das Bundesheer als stolzer Arbeitgeber. Gebirgsjäger, Kampfpiloten, Sondereinsatzkommandos für Hochwasserschutz und Lawinenrettung. Dass außer den neuangeschafften Eurofightern beim Österreichischen Heer kaum etwas glänzt könnte man da glatt vergessen.
Ich bin ja gleichzeitig Uniform-Fan und überzeugter (Ex-)Zivildiener. Als solcher muss ich sagen: Das österreichische Bundesheer wirkt ja bei so einem Aufmarsch irgendwie erfreulich putzig. Mir ist ja grundsätzlich eine schlecht ausgestattete Armee im Zweifel immer die liebere. Ich hab ja schon lange meinen Glauben daran verloren, dass es jemals einen Krieg gibt, wo einfach niemand hingeht. Dass man wegen halbverrosteter Panzer aber nicht vom Fleck kommt halt ich da ja tatsächlich für realistischer.
Trotzdem wärs mir lieber, das Material würde heimlich und ungesehen vor sich hinrosten. Die alljährliche Image-Tour der österreichischen Landesverteidiger finde ich grusig. Ich will keine Kinder ihre Hände in Panzerrohre stecken sehen. Ich will nicht dass zehnjährige in Tarnzelten mit Jacken, Helmen und Wasser-Kanistern ausgestattet werden und dann süß aussehen. Das hat mit einsatzfähigen Katastrophenschutz-Truppen nichts zu tun. Und mit Lawinen auch nicht.
Mit Waffen spielt man nicht. So viel Moral muss sein. Und Leistungsschau hin, Volksfest her: Da fehlt mir heute am Heldenplatz jeder selbst- und kriegskritische Ansatz. Den würde ich mir von professionellen und ja durchaus nicht zwingend dummen Menschen, die sich beruflich mit Krieg beschäftigen aber schon erwarten.