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Caught in a gaybar. Danke liebes Internet.

Ich bin ja immer wieder beruhigt, wenn ich jemanden treffe, der oder die – genau wie ich – manchmal eine Stunde mit google Earth um die Welt fliegt und ganz begeistert einsame Landstraßen im australischen Outback entlang klickt. Schon grusig, was man von Satelliten aus so alles sehen kann.

Street View ist ja Google Earth für fortgeschrittene. Da werden die Bilder von systematisch alle Straßen abfahrenden Autos aus gemacht. Und man kann sich vorstellen, dass das gleich noch ein bisschen mehr Details liefert. Bislang gab’s das als Teil von Google Maps vor allem für die USA. Gestern verbreitete dann Helge die frohe Botschaft für virtuelle Wanderer: Es gibt Street View Vienna. Nicht von Google, sondern von S.C. eXtreme Soft Group S.R.L., einer rumänischen Firma, die das ganze unterdem Titel NORC für Österreich, die Slowakei, Polen, Russland, Tschechien und natürlich Rumänien anbietet.

Ich hab mich natürlich sofort auf die Suche nach meiner Wohnung gemacht. Machen glaub ich ja alle, zuerst mal bei sowas die eigene Umgebung aufsuchen. Dann kann man auch gleich abschätzen, was das Ding wert ist. Und das hab ich dann auch gesehen: Als das Kamera-Ding an meinem Haus vorbeigefahren ist war ich offensichtlich daheim, weil auf den Bildern erstens die Fenster geöffnet sind und zweitens die Vespa vor der Haustür steht.

Und da frag ich mich dann kurz: Will man das? Gut, öffentlicher Raum und so. Aber auch da macht man ja manchmal Dinge, die man nicht unbedingt für alle Ewigkeit im digitalen Weltgedächtnis verewigt haben möchte. Wenn ich da grad, sagen wir mal,  an einer Straßenecken die Reste der letzten Party auf den Gehsteig kotze: Fahren die dann nochmal um den Block um ein diskreteres Bild vom der Ecke zu kriegen? Oder wenn die beiden Herrschaften, rein Äußerlich jetzt eh über jeden Verdacht erhaben, tatsächlich Wiens berühmteste Schwulensauna besucht hätten, oder besser noch, gerade dabei wären sie zu verlassen?

Mit norc.at zur Schwulen-Sauna

Haben solche Kamera-Wagen denn einen gut sichtbaren Aufkleber, damit man – wenn man bei rot über die Straße huscht – in Zukunft nicht nur per Schulterblick nach PolizistInnen sondern auch nach solchen Archivaren ausschau halten kann?

Los wird man so eine unfreiwillige Verewigung scheinbar nicht so leicht. Wie heißt es so schön in den Terms Of Use von NORC? “ESG cannot be forced but it reserves the right to change, update, erase or replace any panoramic image at any time and for any reason and without any prior notice.”

Google selbst, offensichtlich ja großes Vorbild der ESG, ist da etwas großzügiger. “We thought hard about how to design Street View so that the service would respect the privacy of people who happen to be walking down a public street at the random moment when we capture an image. That’s why we designed a simple process for anyone to contact us and have their image removed”, heißt es dort im Google LatLong-Blog. Von sowas fehlt bei NORC im Moment leider noch jede Spur.

Da bin ich ja schon mal gespannt, wie das weitergeht, wenn auch die Straßen in der Lobau, bekannterweise beliebte Ausgangspunkte ausgedehnter FKK-Wanderungen, endlich fertig kartografiert sind. Und falls bis dahin jemand eine Person des öffentlichen Lebens dabei ertappt, wie er oder sie das Hauferl seines Vierbeiners einfach liegen lässt: Keine Erpresserbriefe schreiben, lieber hier kundtun. Da haben alle was davon.

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